Quelle (Felix R. Krull)
„Seit Jahrzehnten kalken die Forstleute regelmäßig die Böden. Damit heilen sie immer noch die Wunden der Vergangenheit.“, erläutert Sachsens Forstminister Wolfram Günther. „Insbesondere im vergangenen Jahrhundert haben Kraftwerke und Industrie riesige Mengen an Schwefelverbindungen in die Atmosphäre ausgestoßen. Die Folge war saurer Regen, der über viele Jahre unsere Wälder stark geschädigt hat. Nicht umsonst haben wir vom Waldsterben gesprochen.“ Die Schwefelbelastung wirkt jedoch bis heute nach: „Der saure Regen ist Vergangenheit. Viele Böden sind aber immer noch und teils tiefgreifend versauert und somit nicht intakt. Im Übrigen dient die Kalkung auch dem nötigen Waldumbau.“
Wiederherstellung des natürlichen Bodenzustandes
Kraftwerke und Industrieanlagen haben im vergangenen Jahrhundert ungefiltert große Mengen Schwefelverbindungen in die Atmosphäre ausgestoßen. Die Emissionen sind durch den Regen über den sächsischen Wäldern verteilt worden und haben die Gesundheit der Wälder erheblich beeinträchtigt. Mit dem Einbau von Filteranlagen in den Schloten sind die Schadstoffbelastungen seit 1990 deutlich zurückgegangen und die Waldbäume konnten regenerieren. In den Waldböden haben sich die Stoffeinträge aber angereichert und zu einer oft tiefgreifenden Versauerung geführt. Das saure Bodenmilieu ist problematisch, weil Nährstoffe für Pflanzen und Bäume nur eingeschränkt verfügbar sind und das Bodenleben stark eingeschränkt ist. Intakte Böden sind eine Voraussetzung, damit der Waldumbau hin zu stabilen, struktur- und artenreichen Mischwäldern gelingt. Zudem können Schwermetalle oder Aluminium durch die Säuren ausgewaschen werden und das Trinkwasser belasten.
Die Bodenschutzkalkung erfolgt sehr schonend über mehrere Jahrzehnte nach einem wissenschaftlich begründeten Leitfaden. Eine Waldfläche wird nur gekalkt, wenn eine durch den Menschen verursachte Versauerung nachgewiesen ist und keine Kalkung der Fläche in den vergangenen zehn Jahren erfolgt ist. Um Beeinträchtigungen wichtiger Schutzfunktionen auszuschließen, erfolgt eine umfangreiche Abstimmung mit den Naturschutz- und Wasserbehörden. Offene Wasserflächen und sensible Bereiche werden von der Kalkung ausgenommen. Die Ausbringung des Kalks erfolgt flächenscharf per Helikopter. Pro Quadratmeter werden im Durchschnitt 300 Gramm verteilt. Das Material entfaltet seine Wirkung auf den Waldboden langsam und langanhaltend. Der Magnesiumkalk neutralisiert die eingebrachten Säuren, wodurch natürliche Bodenfunktionen wieder aktiviert werden. Die Bodenschutzkalkung erfolgt eigentumsübergreifend. Neben 4.205 Hektar Staatswald werden auch 2.495 Hektar Privat- und Körperschaftswald beflogen.
Kurzzeitige Einschränkungen für Waldbesuchende
Während der Befliegung müssen die betroffenen Waldflächen kurzzeitig für einen oder höchstens wenige Tage gesperrt werden. Über anstehende Sperrungen informieren die Forstbezirke von Sachsenforst. Weiterhin können alle Kalkungstermine im Internet eingesehen werden. Das natürliche Gesteinsmehl birgt keine Gefahren für Menschen, Tiere oder Pflanzen und ist gesundheitlich unbedenklich. Eventuelle Kalkauflagerungen auf Pilzen oder Beeren lassen sich mit Wasser leicht abspülen. Die Einhaltung der Kalkqualität wird während der Ausbringungszeit durch Analysen bei der Betriebsgesellschaft für Umwelt und Landwirtschaft kontrolliert.
Die Bodenschutzkalkung wird in Sachsen seit nunmehr 38 Jahren durchgeführt. Seitdem wurden rund 430.000 Hektar Wald gekalkt, die meisten Flächen bereits zum wiederholten Male. Die Bodenschutzkalkung entspricht sowohl den Anforderungen der PEFC- als auch der FSC-Zertifizierung. Ihre Wirkung wird unter anderem auch im Rahmen der Bodenzustandserhebung analysiert.
Umfangreiche Informationen zur Bodenschutzkalkung 2024 finden Sie im Waldportal unter www.wald.sachsen.de/bodenschutzkalkung-5838.html, weitere Informationen zum Waldboden als Boden des Jahres im Bodenportal unter www.boden.sachsen.de/boden-des-jahres-18458.html
Pressemitteilung_Bodenschutzkalkung.pdf