Forstminister Wolfram Günther: „Wer durchs Land fährt, sieht immer noch viele geschädigte Wälder. Umso wichtiger ist es, dass das Frühjahr intensiv genutzt wird, um diese Flächen wieder zu bewalden. Dabei ist es gut, dass viele verschiedene Baum- und Straucharten in die Erde gebracht werden. Ergänzt durch Naturverjüngung und Sukzession wird sich so ein arten- und strukturreicher, leistungsfähiger Mischwald mit hohem Laubbaum- und Tannenanteil entwickeln. Solche Wälder brauchen wir; sie können der Klimakrise trotzen.“
Derzeit meist günstige Pflanzbedingungen – Wildeinfluss entscheidender Faktor
Die Jungpflanzen werden aktuell in den Boden gebracht. „Wegen Schnee- und Frostlagen bis in den März hinein wird der für die Pflanzung im Frühjahr zur Verfügung stehende Zeitraum sehr kurz ausfallen. Entsprechend setzen wir aktuell alle zur Verfügung stehenden Kapazitäten ein, seien es Forstwirte von Sachsenforst oder forstliche Dienstleistungsunternehmen“, so Thomas Rother, Leiter des Forstbetriebes von Sachsenforst. „Die derzeit vorhandene Feuchtigkeit, zumindest in den oberen Bodenschichten, ist immerhin als sehr günstig für den Anwuchsprozess der Pflanzen einzuschätzen.“
Angepasste Wildbestände sind ein wichtiger Erfolgsfaktor beim Waldumbau. Aus diesem Grund erfolgt eine zielgerichtete Bejagung insbesondere an den Saat- und Pflanzflächen sowie zum Schutz von natürlicher Sukzession. Rother: „Insbesondere frisch gepflanzte und seltene Bäume werden bevorzugt verbissen. Um die enormen Investitionen in die Wälder von morgen zu sichern, ist eine zweckmäßige Bejagung insbesondere an den Verjüngungsschwerpunkten erforderlich.“
Die richtigen Bäume für die Herausforderungen des Klimawandels
Buchen, Eichen, Weiß-Tannen spielen die zentrale Rolle beim aktiven Waldumbau. Von den insgesamt gut fünf Millionen vorgesehenen Pflanzen entfallen dabei fast 1,4 Millionen auf die Rot-Buche und 1,3 Millionen auf die Eichen-Arten. Weitere wichtige Arten sind der Berg-Ahorn und die Rot-Erle. Aber auch seltene Baumarten wie Vogelkirsche, Winterlinde, Berg- und Flatterulme oder auch Wildapfel sind für dieses Jahr geplant. Bei den Nadelbäumen belegen mit weitem Abstand nach der Weiß-Tanne (knapp eine Million Stück) noch Europäische Lärche und Gemeine Kiefer vordere Plätze.
„Die Wälder an die Veränderungen durch den Klimawandel anzupassen, ist die Herausforderung unserer Zeit und beginnt mit der Auswahl der geeigneten Baumarten. Um das Risiko zu streuen, ist es daher wichtig, standortgerechte Baumarten auf die richtigen Flächen zu bringen und auf Mischung und Vielfalt zu achten“, erklärt Rother. „Idealerweise setzen wir auf die Nachkommen alter Bäume, also die natürliche Verjüngung. Wo die geeigneten alten Bäume für den Nachwuchs allerdings fehlen, wird aktiv gepflanzt oder gesät. Das gilt auch für Standorte mit drohender Bodenerosion oder wo eine schnelle Ausbreitung von Gräsern und Brombeere eine natürliche Wiederbewaldung verhindert.“ Insgesamt ist für das Jahr 2023 im Staatswald eine Waldumbaufläche durch Pflanzungen, Saaten oder Naturverjüngung von 1.300 Hektar geplant.
Hochwertiges Pflanzgut ist nur begrenzt verfügbar
Rund ein Drittel der im Staatswald gepflanzten Bäume werden in den drei landeseigenen Forstbaumschulen von Sachsenforst (Graupa, Heinzebank und Kretscham) herangezogen. Die restlichen Forstpflanzen liefern private Forstbaumschulen. Das verwendete Saatgut unterliegt hohen Qualitätsanforderungen und stammt aus den für diesen Zweck ausgewiesenen Forstsaatgutbeständen. Es wird in einer eigenen Aufbereitungsstelle in Flöha vorbereitet. Bei Saatgut aus dem Handel garantiert das sogenannte Forstvermehrungsgutgesetz die hochwertige Qualität.
Eine Herausforderung stellt die Verfügbarkeit des Saatgutes dar, weil die Saatgutmenge jedes Jahr abhängig von natürlichen Zyklen und der Witterung ist. „Während bei der Saatguternte im Jahr 2022 für die Stiel- und Trauben-Eiche sowie bei der Weiß-Tanne gute Mengen erzielt wurden, konnte für die Rot-Buche kaum Saatgut gewonnen werden. Erfreulicherweise war es jedoch möglich, Bucheckern aus anerkannten Saatgutbeständen der Tschechischen Republik zu erwerben, die zumindest die Anzucht eines Teils der benötigten Rotbuchenpflanzen ermöglichen“, so Rother. Mittelfristig wird die Saatgutverfügbarkeit als Herausforderung bestehen bleiben, weshalb wir weitere Wege der Saatgutbeschaffung in Sachsen und angrenzenden Regionen intensiv prüfen.“
Pioniere bereiten den Boden – Straucharten bereichern den Waldrand
Birke, Weiden, Zitterpappel und Eberesche sind Baumarten, die sich wegen ihrer leichten und weit fliegenden Samen oder durch Vögel schnell natürlich verbreiten und mit ihren geringen Ansprüchen als Pioniere auf Freiflächen keimen. Sie sind damit vor allem geeignet, zur Wiederbewaldung auf den vielen Schadflächen der letzten Jahre beizutragen. Dieses Verjüngungspotenzial der Natur bewusst zu nutzen und zu fördern ist nicht nur ökonomisch sinnvoll, es entspricht auch den Prinzipien der integrativen naturgemäßen Waldbewirtschaftung des Staatswaldes des Freistaates Sachsen.
Ein robuster Mischwald sollte nicht nur vielfältige Strukturen im Inneren besitzen, sondern auch an den Waldrändern. Abgestufte Waldränder aus unterschiedlichen Baum- und Straucharten sind besondere Lebensräume vieler Tier- und Pflanzenarten und können als eine Art Schutzmantel um die Wälder auch Sturmschäden vorbeugen. Für das Jahr 2023 plant Sachsenforst daher auch die aktive Anpflanzung von etwa 14.000 Sträuchern.
Weiterführende Informationen finden Sie im Internet unter www.sachsenforst.de. Informationen zu Mitmach-Aktionen für Bürgerinnen und Bürger finden Sie unter www.treffpunktwald.de.